Infos2004/DSTT_Gastspiel_Bunbury_in_Karlsruhe

DSTT - GASTSPIEL MIT "BUNBURY"

IN KARLSRUHE

 

Das Deutsche Staatstheater Temeswar (DSTT) gastiert am Sonntag 18.01.2004 mit "BUNBURY ODER KEINE HOCHZEIT OHNE ERNST" von Oscar Wilde in Karlsruhe. Die Aufführung findet im Rahmen des 7. "Theater oder so...!-Festivals" um 20 Uhr im Studentenhaus (Festsaal) der Universität Karlsruhe, Adenauerring 7, statt. Eintritt 7 Euro. Infotelefon: 0721/691239

 



Universität Karlsruhe (TH)

Kultur / Freizeit

 

7. "Theater oder so...! - Festival"

Bunbury oder Keine Hochzeit ohne Ernst

 

18.01.2004, 20:00 Uhr
Festsaal,
Studentenhaus der Universität Karlsruhe,
Adenauerring 7

Eine gemeinsame Veranstaltung
des Studentischen Kulturzentrums an der Universität Karlsruhe gem. GmbH und des Uni Theater Karlsruhe e.V.

Bunbury oder Keine Hochzeit ohne Ernst, Triviale Komödie für ernsthafte Leute von Oscar Wilde (Deutsches Staatstheater Temeswar/Rumänien)

Der junge Londoner Dandy Algernon Moncrieff hat sich eine fabelhafte Methode ausgedacht, um gelegentlich vor den Anstrengungen der feinen Londoner Society aufs Land fliehen zu können. Er behauptet schlicht, seinen ebenso kranken wie imaginären Freund Bunbury besuchen zu müssen. Nicht anders hält es auf seinem Landsitz der als grundsolide geltende John Worthing. Wann immer er keine Lust verspürt, für sein reizendes Mündel, Miss Cecily Cardew, ein gutes Vorbild zu sein, schiebt John seinen jüngeren Bruder Ernst vor, der im fernen London angeblich von einer fatalen Kalamität in die nächste gerät. Ernst ist ebenso frei erfunden wie Bunbury, und so könnten die Freunde Algernon und John zwischen London und dem Lande unbehelligt "bunburysieren", bis ihnen allerdings die Liebe einen Strich durch die Rechnung zieht. Denn John ist in Algernons Cousine Gwendolen Fairfax verliebt. Währenddessen fährt Algernon aufs Land und stellt sich, um seinem Freund einen Streich zu spielen, Cecily als Johns jüngerer Bruder Ernst vor, was die ganze Angelegenheit nur noch komplizierter werden lässt?


Deutsches Staatstheater Temeswar (Rumänien)

Temeswar, die rumänische Partnerstadt Karlsruhes, ist eine multikulturelle Stadt. Zwar stellen die Rumänen die Mehrheit der Bevölkerung dar, doch leben neben einer großen ungarischen Minderheit auch Deutsche, Serben und Roma in dieser Stadt, die früher oft als "Klein-Wien" bezeichnet wurde.

Das Staatstheater rekrutiert in erster Linie seine neuen Kräfte aus einem Schauspielstudiengang an der West-Universität von Temeswar. Eben hier unterrichtet die Spielleiterin Marina Emandi Tiron. Sie ist derzeit Regisseurin der Temeswarer Staatsoper und blickt auf eine über 30jährige Bühnenerfahrung zurück. Rumänische Bühnen ersten Ranges verdanken ihr über 50 Inszenierungen von Opern, Operetten und Theaterstücken. 1993 betreute sie die Abschlußarbeit der Diplomanden der Musikakademie Monte Carlo di Lucca (Italien) mit Madama Butterfly von Puccini.



Veranstalter
UniTheater Karlsruhe e.V.
Adenauerring 7 - Studentenhaus
76131 Karlsruhe
Mail: Brigitte.Beyrich@si-bw.de

 

Zielgruppe: 

Interessierte / Jede(r)

 


BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN

(59. Jahrgang, Nr. 15, Ausgabe Karlsruhe, Dienstag 20 Januar 2004)

 

Am letzten Abend wurde das Karlsruher Uni-Theaterfestival „Theater oder so" ziemlich international: Rumänische Schauspieler spielten eine britische Komödie auf Deutsch. Das Deutsche Staatstheater Temeswar (DSTT), der Karlsruher Partnerstadt in Rumänien, gab Oscar Wildes „Bunbury oder Keine Hochzeit ohne Ernst“ (original: „The Importance of Being Earnest“). Eine interessante Begegnung mit der heute noch lebendigen deut­schen Minderheiten-Kulturarbeit in Osteuropa - schade, dass im Programm dazu nicht ein bisschen mehr vermerkt war, denn die Geschichte und aktuelle Arbeit des DSTT ist bemerkenswert: Deutsches Theater wird in Temeswar nachweislich mindestens seit dem 18. Jahrhundert gespielt. Ein festes Haus dafür wurde aber erst 1953 gegründet, zunächst als Abteilung des rumänischen Staatstheater Temeswar; drei Jahre später dann als eigenständige Kultureinrichtung. Das DSTT gastiert überall in Rumänien, wo es eine deutschsprachige Bevölkerung gibt auch nach der politischen Wende, obwohl die deutsche Bevölkerung seither noch schneller schrumpft als ohnehin. Die meisten DSTT ­ Schauspieler haben sogar eine deutschsprachige Schauspielausbildung in Rumänien genossen - seit 1992 gibt es einen solchen Studien­gang an der Universität von Temeswar.

Der professionelle Anspruch war deutlich spürbar, auch wenn die Darsteller vom Alter her locker als Studenten durchgegangen wären: Insgesamt brachten sie Wildes geistreiche kleine Komödie mit spielerischer Leichtigkeit, stellenweise sogar mit Eleganz auf die Bühne. zeitlich verlegte die Regisseurin Marina Tiron Emandi das Stück ein wenig vor, nämlich in die wilden 20er. Das passte gut: Der Zyniker Wilde als Vorläufer der desillusionierten, vergnügungssüchtigen Zwischenkriegs-Generation - die aber immerhin noch so fest in gesellschaftlichen Zwangen steckt, dass Eheverbote genauso an der Tagesordnung sind wie die Notwendigkeit, einen kranken Freund oder ei­nen missratenen Bruder zu erfinden, um seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen zu entgehen.

In den menschlichen Abgründen, die sich hinter den Personen verbergen, wühlte man nicht allzu sehr - das junge Mädchen zum Beispiel, das eine Liebeserklärung am liebsten gleich ins Tagebuch diktiert bekommt, oder die Frage, wie es eigentlich um eine Liebe bestellt sein kann, die davon abhängt, ob der Angebe­tete verderbt genug ist oder den richtigen Vornamen trägt. Das alles wird elegant gestreift, aber nicht weiter be­fragt und stattdessen lieber mit viel Tempo und Bewegung und geschickter, lebendiger Personenführung in Situationskomik geschwelgt. Ganz im Sinne von Oscar Wilde: Es ist halt, wie es ist, am besten, man lacht einfach drüber.

Der einzige Wermutstropfen waren die Musikeinlagen: In Ermangelung eines Orchesters wurden sie als Playback eingespielt. Und das war auch deutlich zu sehen, da die meisten Schauspieler sichtbar Mühe hatten, ihre Lip­pen synchron zur eigenen Stimme vom Band zu bewegen - ein kurioses Schauspiel. So wurden die musikalischen Auflockerungen das Steifste an der ganzen Sache. Den leichten rumänischen Akzent der Schauspieler verschmerzte man dagegen leicht, da Betonung und das Tempo stimmten. Bleibt die Riege der durchweg spielfreudigen Schauspieler: Vor allem Boris Gaza überzeugte als leicht schmieriger, aber niedlicher Dandy, und Tatiana Sessler gab mit großem Genuss die vordergründig überdrehte, in Wirklichkeit eiskalt kalkulierende und bei aller Eigensucht sympathisch lebenslustige Tante. Ein amüsanter Abend, eine interessante Begegnung mit einem nicht alltäglichen Theater.                     

Wibke Bantelmann