DSTT - GASTSPIEL MIT "BUNBURY"
IN KARLSRUHE
Das Deutsche Staatstheater Temeswar (DSTT) gastiert am Sonntag
18.01.2004 mit
"BUNBURY ODER KEINE HOCHZEIT OHNE ERNST"
von Oscar Wilde in Karlsruhe. Die Aufführung findet
im Rahmen des 7. "Theater oder so...!-Festivals"
um 20 Uhr im
Studentenhaus (Festsaal) der Universität Karlsruhe, Adenauerring 7, statt.
Eintritt 7 Euro. Infotelefon: 0721/691239
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Kultur / Freizeit
7. "Theater oder so...! - Festival" Bunbury oder Keine Hochzeit ohne Ernst
18.01.2004, 20:00 Uhr
BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN (59. Jahrgang, Nr. 15, Ausgabe Karlsruhe, Dienstag 20 Januar 2004)
Am letzten Abend wurde das Karlsruher Uni-Theaterfestival „Theater oder so" ziemlich international: Rumänische Schauspieler spielten eine britische Komödie auf Deutsch. Das Deutsche Staatstheater Temeswar (DSTT), der Karlsruher Partnerstadt in Rumänien, gab Oscar Wildes „Bunbury oder Keine Hochzeit ohne Ernst“ (original: „The Importance of Being Earnest“). Eine interessante Begegnung mit der heute noch lebendigen deutschen Minderheiten-Kulturarbeit in Osteuropa - schade, dass im Programm dazu nicht ein bisschen mehr vermerkt war, denn die Geschichte und aktuelle Arbeit des DSTT ist bemerkenswert: Deutsches Theater wird in Temeswar nachweislich mindestens seit dem 18. Jahrhundert gespielt. Ein festes Haus dafür wurde aber erst 1953 gegründet, zunächst als Abteilung des rumänischen Staatstheater Temeswar; drei Jahre später dann als eigenständige Kultureinrichtung. Das DSTT gastiert überall in Rumänien, wo es eine deutschsprachige Bevölkerung gibt — auch nach der politischen Wende, obwohl die deutsche Bevölkerung seither noch schneller schrumpft als ohnehin. Die meisten DSTT Schauspieler haben sogar eine deutschsprachige Schauspielausbildung in Rumänien genossen - seit 1992 gibt es einen solchen Studiengang an der Universität von Temeswar. Der professionelle Anspruch war deutlich spürbar, auch wenn die Darsteller vom Alter her locker als Studenten durchgegangen wären: Insgesamt brachten sie Wildes geistreiche kleine Komödie mit spielerischer Leichtigkeit, stellenweise sogar mit Eleganz auf die Bühne. zeitlich verlegte die Regisseurin Marina Tiron Emandi das Stück ein wenig vor, nämlich in die wilden 20er. Das passte gut: Der Zyniker Wilde als Vorläufer der desillusionierten, vergnügungssüchtigen Zwischenkriegs-Generation - die aber immerhin noch so fest in gesellschaftlichen Zwangen steckt, dass Eheverbote genauso an der Tagesordnung sind wie die Notwendigkeit, einen kranken Freund oder einen missratenen Bruder zu erfinden, um seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen zu entgehen. In den menschlichen Abgründen, die sich hinter den Personen verbergen, wühlte man nicht allzu sehr - das junge Mädchen zum Beispiel, das eine Liebeserklärung am liebsten gleich ins Tagebuch diktiert bekommt, oder die Frage, wie es eigentlich um eine Liebe bestellt sein kann, die davon abhängt, ob der Angebetete verderbt genug ist oder den richtigen Vornamen trägt. Das alles wird elegant gestreift, aber nicht weiter befragt und stattdessen lieber mit viel Tempo und Bewegung und geschickter, lebendiger Personenführung in Situationskomik geschwelgt. Ganz im Sinne von Oscar Wilde: Es ist halt, wie es ist, am besten, man lacht einfach drüber. Der einzige Wermutstropfen waren die Musikeinlagen: In Ermangelung eines Orchesters wurden sie als Playback eingespielt. Und das war auch deutlich zu sehen, da die meisten Schauspieler sichtbar Mühe hatten, ihre Lippen synchron zur eigenen Stimme vom Band zu bewegen - ein kurioses Schauspiel. So wurden die musikalischen Auflockerungen das Steifste an der ganzen Sache. Den leichten rumänischen Akzent der Schauspieler verschmerzte man dagegen leicht, da Betonung und das Tempo stimmten. Bleibt die Riege der durchweg spielfreudigen Schauspieler: Vor allem Boris Gaza überzeugte als leicht schmieriger, aber niedlicher Dandy, und Tatiana Sessler gab mit großem Genuss die vordergründig überdrehte, in Wirklichkeit eiskalt kalkulierende und bei aller Eigensucht sympathisch lebenslustige Tante. Ein amüsanter Abend, eine interessante Begegnung mit einem nicht alltäglichen Theater. Wibke Bantelmann
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