PRESSEMITTEILUNG - DSTT ( 16. Oktober 2003 )
DSTT - GASTSPIELREISEN
"ZWEI SCHWESTERN" VON HANS KEHRER
"SIBIRIEN" VON FELIX MITTERER
Temeswar, den 16.10.2003
PRESSEMITTEILUNG
Das Deutsche Staatstheater Temeswar (DSTT) veranstaltet eine Deutschland-Tournee im Zeitraum 1.-12. November 2003, unter der Schirmherrschaft des Deutsch-Rumänischen Forums e.V., der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest und der Botschaft von Rumänien in Berlin.
Dargeboten wird “Zwei Schwestern”, eine schwäbische Passion von Hans Kehrer.
Das 1980 entstandene Mundartstück, das die bewegte Leidensgeschichte der Rumäniendeutschen wie kaum ein anderer Bühnentext thematisiert, wurde schnell zu einem der bekanntesten Werke der rumäniendeutschen Bühnenliteratur. Nach verschiedenen Versionen für Bühne und Fernsehen, nach zahlreichen Auszeichnungen, Teilnahmen an Gast- und Festspielen im In- und Ausland geht nun das Stück erneut auf Deutschland-Tournee in der Fassung von Diogene V. Bihoi (Regie), mit Ida Jarcsek-Gaza und Ildikó Jarcsek-Zamfirescu.
“Ein wahres Theaterereignis, eine tief rührende Inszenierung” (Agenda)
“Keinerlei falsche Gefühligkeit in diesem aus dem Erleiden der Geschichte entstandenen Theater”
(Die deutsche Bühne)
Gespielt wird wie folgt:
– in BERLIN: Sonntag, 2. November 2003, 19.30 Uhr
im GRIPS-Theater Berlin, Altonaer Str. 22, 10557 Berlin
Kasse: 030-397 47 477
– in HAMBURG: Donnerstag, 6. November 2003, 19 Uhr
in der Aula der Schule Oldenfelde, Delingsdorfer Weg 6, 22143 Hamburg
– in KÖLN: Sonntag, 9. November 2003, 20 Uhr
im Arkadas-Theater, Platenstr. 32, 50825 KÖLN
Tickethotline: 0221 2081; 0221 955 9510; Fax: 0221 955 9512
– in ULM: Dienstag, 11. November 2003, 20 Uhr
auf der Studiobühne des Ulmer Theaters
Die Tournee findet auf Einladung der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Dr. Susanne Kastner, statt. Es ist dies die erste Auslandstournee seit der Übernahme der DSTT-Intendanz durch Ida Jarcsek-Gaza am 1. September 2003.
Die Inszenierung
SIBIRIEN, von Felix Mitterer
Es spielt: Ildikó Jarcsek-Zamfirescu
Am Cello: Simona Boţu
Ausstattung: Arch. Traian Zamfirescu
Spielleitung: Zeno Stanek (Wien)
gastiert im Zeitraum 18.-22. November 2003 in Wien.
Das Stück “Sibirien” erfuhr mit der DSTT-Premiere im Oktober 2001 zugleich seine Erstaufführung in Rumänien. Aus jenem Anlass kam der Autor Felix Mitterer eigens zur Temeswarer Premiere ins Banat.
DAS STÜCK
Eine alte Frau im Pflegeheim. Sie ist überzeugt, sich noch selbst versorgen zu können, und fühlt sich im Stich gelassen. Sie schimpft über ihre Familie, diese spekuliere nur auf ihr Gut. Die Einlieferung ins Pflegeheim bezeichnet die Alte als "meine zweite Deportation" - im Heim sei es nicht anders als seinerzeit in Sibirien. In kräftig-erschütternden Bildern zeichnet Mitterer den Verfall eines Menschen und seinen Wunsch, würdig zu bleiben. Es ist dies eine leidenschaftliche Anklage gegen eine Gesellschaft, die sich eines respektlosen Umgangs mit den Alten schuldig macht.
Das 1989 in Telfs (Tirol / Österreich) uraufgeführte und ein Jahr darauf am Münchner Volkstheater inszenierte Stück hat sich auch außerhalb deutschsprachiger Bühnen durchgesetzt, dank der Brisanz des Themas und der schauspielerischen Leistung des jeweiligen Interpreten. Der als Männerrolle geschrieben Monolog, wurde am DSTT mit der Besetzung Ildikó Jarcsek-Zamfirescus zum ersten Mal auf einen Frauenpart übertragen.
“eine großartige schauspielerische Leistung…” (Observatorul cultural)
“eine äußerst fein nuancierte und höchst ausdrucksstarke Darstellung” (Agenda zilei)
Spieltermine:
Dienstag, 18. November 2003,
Mittwoch, 19. November 2003,
Donnerstag, 20. November 2003,
Freitag, 21. November 2003 und
Samstag, 22. November 2003.
Aufführungsbeginn jeweils um 20 Uhr.
Alle Vorstellungen im Theater “Gruppe 80”, Gumpendorfer Straße 67, 1060 Wien,
Telefon: 586 52 22 Fax 587 36 72 11
Lucian Vărşăndan
Dramaturg des DSTT
Weitere Infos zu beiden Stücke auf der Homepage des DSTT unter www.infotim.ro/tgst/dstt.htm
Wie in der Banater Post ange-kündigt, fand im November dieses Jahres eine kleine Deutschland-Tournee des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT) statt. Mit „Zwei Schwestern – Eine schwäbische Passion“ von Stefan Heinz-Kehrer gastierte das Temeswarer Ensemble in Berlin, Hamburg, Köln und Ulm. Die Gastspielreise stand unter der Schirmherrschaft des Deutsch-rumänischen Forums e.V., der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest und der Botschaft Rumäniens in Berlin. Unterstützt wurde die Tournee auch von einer Reihe von Kultureinrichtungen, darunter der Stiftung „Donauschwäbisches Zentralmuseum“ Ulm.
Zwei banatschwäbische Frauen, zwei Schwestern – auf der Bühne waren es die Schauspielerschwestern Ida Jarcsek-Gaza und Ildiko Jarcsek-Zamfirescu – ziehen ihr Lebensresümee. Ihr persönliches Erlebnis ist nicht singulär, es steht für das leidvolle Schicksal der meisten Banater Schwaben der mittleren und älteren Generation. Was die beiden Frauen durchgemacht haben in den Jahren des Krieges, in der Zeit der Russlanddeportation, in den Jahren danach, als Enteignung, Entrechtung und Zwangsumsiedlung das Leben der Banater Schwaben bestimmte, ist repräsentativ für eine ganze Volksgruppe.
Nach der Aufführung in Ulm: Stefan Heinz-Kehrer beglückwünscht die beiden Darstellerinnen Ildiko Jarcsek-Zamfirescu und Ida Jarcsek-Gaza.
Die Uraufführung des Stückes fand 1980 in Temeswar unter der Regie von Michael Bleiziffer statt. Im gleichen Jahr erhielt das Stück beim „Landeskolloquium der Theater der Mitwohnenden Nationalitäten“ in Sfantu Gheorghe den Hauptpreis. Nachdem der Autor der „Zwei Schwestern“ im Herbst 1980 in die Bundesrepublik übergesiedelt war, wurde das Stück vom Spielplan genommen; erst nach der politischen Wende in Rumänien neu inszeniert (1991) und immer wieder mit großem Erfolg aufgeführt, so auch bei den Europäischen Theatertagen in Karlsruhe (1991).
Die Aufführung im Studiosaal des Ulmer Theaters gestaltete sich zu einem eindrucksvollen Erlebnis, besonders für die nicht wenigen Zuschauer, die als treue Freunde des DSTT aus dem ganzen süddeutschen Raum angereist waren. Vor ausverkauftem Haus gelang es den beiden Schauspieler-Schwestern, den Zuschauern einfühlsam und klar eine brisante zeitgeschichtliche Thematik näherzu bringen, das Publikum vom einfachen Betrachter zum Mit-Leidenden werden zu lassen, ohne jedoch falsches Mitleid zu erregen oder gar in Larmoyanz zu verfallen. Ein nicht enden wollender Schlussapplaus ließ einen Theaterabend zu Ende gehen, wie man ihn nur selten erlebt.
Über den Beifall konnten sich nicht nur die beiden Schauspielerinnen, sondern auch der Autor des Stückes freuen. Stefan Heinz-Kehrer ließ es sich nicht nehmen, trotz seiner neunzig Jahre, zum Schluss selbst auf die Bühne zu gehen und den Schauspielerinnen für die Aufführung zu danken.
Walter Wolf