Artikel aus:  "BANATER POST"ONLINE    ( März 2002 )

 

Julius Vollmer-Szabo 75

Der am 15. Februar 1927 in Temeswar geborene Schauspieler gehörte jener Gruppe junger Enthusiasten an, die 1953 den Grundstein zum Temeswarer Deutschen Staatstheater legte. Es würde zu weit führen, erneut im einzelnen über Tätigkeit und Erfolge seiner künstlerischen Laufbahn wie über die tragende Funktion, die er im Ensemble des Theaters innehatte, zu berichten. Es wurde dies im Laufe der Zeit von namhaften Chronisten in ausführlicher und überzeugender Weise getan.

Jetzt, da der Schauspieler seinen 75. Geburtstag begeht und in einem knappen Jahr sein 50-jähriges Bühnenjubiläum ansteht, wäre es bestimmt angebracht, einen Blick auf die künstlerische Persönlichkeit von Julius Vollmer zu werfen. Er ist vor allem ein Mensch von besonderer Sensibilität, was ihn einerseits zu großen künstlerischen Leistungen befähigt, ihn jedoch andererseits auch leicht verletzbar macht. Er ist menschennahe, warmherzig und direkt, leichtgläubig doch nicht selten auch misstrauisch. Obzwar vieles dagegen zu sprechen scheint, ist er in mancher Hinsicht ein Einzelgänger. Es mögen Widersprüche sein, die in seiner Künstlernatur begründet liegen. Die große Liebe seines Lebens gehörte ohne Zweifel seiner Banater Heimat und jenen Menschen, für die er drei Jahrzehnte seines Lebens mit seiner ganzen schöpferischen Kraft tätig war.

In einer Zeit, in der der Selbsterhaltungstrieb jeden einzelnen von uns nach einer „Nische“ suchen ließ, in der er zu überleben hoffte, ging er furchtlos auf die Barrikaden, sprach Dinge aus und suchte die Konfrontation, die ihm nicht selten Kopf und Kragen hätten kosten können. Die lange verdrängte Erkenntnis, dass es die Banater Heimat, so wie er sie kannte und liebte, nicht mehr gab, dass sie unwiederbringlich und für alle Zeiten versunken war, machte ihn, wie unzählige andere Landsleute, zutiefst unglücklich und heimatlos. Dieser Verlust, mag Jahre später zu seinem Ausspruch „Meine Heimat ist die Bühne“ geführt haben. Es ist in der Tat ein Platz, den er mit vollem Recht seine Heimat nennen darf; eine Heimat, aus der er nicht mehr vertrieben werden kann.

Als wolle das Schicksal Wiedergutmachung üben für manchen Kummer oder Schmerz, den es ihm zuggefügt hatte, war es ihm vergönnt, das Land noch vor dem vollständigen Debakel zu verlassen. Er mag es als eine Art Begnadigung eines Lebenslänglichen empfunden haben.

Nach seiner Heimkehr in das Land seiner Vorväter startete er auch bald seine zweite Kariere.

Erste Station war Basel in der Schweiz (1983–1987), und seither sind es die Städtischen Bühnen in Freiburg/Breisgau. Es macht ihn überglücklich, dass er hier endlich die Möglichkeit gefunden hat, seinem Publikum eine weitere Begabung, die ihm Mutter Natur so großzügig mitgegeben hat, seine herrliche Bassstimme, auf der Bühne des Musiktheaters vorzustellen. Vor allem jedoch ist er glücklich und von tiefer Dankbarkeit erfüllt über die freundliche Aufnahme, die er im Kreise seiner neuen Kollegen und in seinem Publikums gefunden hat.

Lieber Julius, die allerbesten Wünsche zu Deinem 75. Geburtstag und für Deine weitere Tätigkeit in Freiburg oder wo auch immer. Ein herzliches toi, toi, toi !

Josef Jochum