Artikel aus:  "SIEBENBÜRGISCHE ZEITUNG"ONLINE   ( 6 / 7 Dezember 2001 )

 

Rumänen können visafrei reisen

Die Europäische Union hat zum 1. Januar 2002 die Visapflicht für rumänische Staatsbürger aufgehoben. Mit dieser Entscheidung des EU-Ministerrats können nun Bürger aus allen EU-Beitrittskandidaten ohne Sichtvermerk in die EU einreisen.

Die lang erhoffte Visafreiheit wurde in Rumänien mit großem Jubel aufgenommen. Der rumänische Ministerpräsident Adrian Nastase erklärte in Bukarest, die Rumänen hätten jetzt "keinen Grund mehr, sich im Kreis der Kandidaten an den Rand gedrängt zu fühlen". Ein "letztes Relikt des Kalten Krieges" sei damit beseitigt worden. Rumänien war der letzte der EU-Beitrittskandidaten, dessen Bürger noch Visa für die EU benötigten. Allerdings hat das Karpatenland die Ausreisebedingungen für seine Bürger seit dem 1. Dezember 2001 verschärft.

100 Euro pro Reisetag

Zu Monatsbeginn war es noch ungewiss, ob die Visapflicht für rumänische Staatsbürger aufgehoben wird. Aber ab dem 1. Dezember steht fest: Beim Verlassen des Landes muss ab nun ein rumänischer Staatbürger, der in die EU-Länder reisen will, gegenüber den rumänischen Grenzbehörden 100 Euro in bar oder in Form von Schecks für einen einzigen Aufenthaltstag im westlichen Ausland vorweisen nebst Kranken- und Fahrzeugversicherung und Rückfahrkarten.

Klar war indes noch nicht, ob die bislang üblichen Einladungen von EU-Bürgern, worin sich diese verpflichteten, für Unterkunft und Verpflegung des Gastes zu sorgen, dem Reisenden aus Rumänien diesen finanziellen Aufwand ersparen. Anders nämlich müsste eine rumänische oder sächsische Familie beispielsweise mit nur einem Kind und für einen Besuchsaufenthalt von 30 Tagen selbst bei Verwandten beispielsweise in der Bundesrepublik etwa 9000 Euro berappen. 50 Euro sind sodann ferner der verpflichtende Tagessatz für Reisen in Länder des ehemaligen Ostens, inklusive die Türkei. Mit oder ohne Visapflicht wird somit das Reisen ins Ausland für den einfachen Mann aus Rumänien schier unmöglich, bloß Geschäftsreisende oder Teilnehmer an Symposien, Kulturveranstaltungen und dergleichen mehr werden von diesen Vorschriften ausgenommen. Jüngsten Meldungen zufolge, wird auch eine weitere Variante herumgereicht: 250 Euro seien der Mindestbetrag für eine Reise in den ehemaligen Ostblock, 500 Euro pro Person müsse man bei sich führen, will man in den Westen Europas gelangen. Die Grenzpolizei zu Ungarn meldete mittlerweile, dass die Zahl der in diese Richtung reisenden Touristen schon um 40 Prozent zurückgegangen sei.
mo


Artikel aus:  "ALLGEMEINE DEUTSCHE ZEITUNG FÜR RUMÄNIEN" -ONLINE  ( 10 Dezember 2001 )

 

Bedingte Reisefreiheit für Rumänen in den Schengen-Raum ab Januar
Einhelliger Beschluss der EU-Innen- und Justizminister

Brüssel/Bukarest (ADZ) - Ab 1. Januar 2002 entfällt die Visapflicht für rumänische Staatsbürger, die in den Schengen-Raum reisen. Diesen Beschluss haben die Innen- und Justizminister der Staaten der Europäischen Union am Wochenende in Brüssel gefasst, berichtet "Curentul". Dem Beschluss stimmten auch die Vertreter Norwegens und Islands zu, Länder die zwar dem Schengen-Raum angehören, aber nicht Mitglieder der EU sind. Dieser Beschluss der Minister muss noch vom Europarat, der am 14. und 15. Dezember in Laeken tagt, bestätigt werden. Er tritt 20 Tage nach seiner Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union effektiv in Kraft. Rumänien war das letzte Land der EU-Beitrittskandidaten, für dessen Bürger die Visapflicht gültig geblieben war. Die Situation in Rumänien und den anderen Kandidatenländern wird vom EU-Ministerrat periodisch bewertet, aufgrund der Verträge der Europäischen Union. Wenn ein EU-Land einer Dringlichkeitssituation gegenübersteht (Immigrantenzustrom aus einem dritten Land), kann der EU-Ministerrat für sechs Monate einschränkende Maßnahmen ergreifen. Vom rumänischen Standpunkt aus sind die Bestimmungen gültig, dass bei der Ausreise für jeden Reisetag 100 Euro (berechnet auf die ersten fünf Tage) vorgewiesen werden müssen, die Krankenversicherung, die Fahrkarte hin und zurück oder die "grüne Karte" für Pkw. Bei Einladungen zu offiziellen Veranstaltungen (Semiare, Symposien usw.) muss keine Summe in Euro vorgewiesen werden, es reicht die offizielle Einladung der Veranstalter. In den Massenmedien gab es eine Diskussion darüber, ob man auch mit den bisher gültigen alten rumänischen Pässen in den Schengen-Raum reisen kann oder nur mit den neuen Pässen, die den EU-Sicherheitsvorschriften entesprechen. Außenminister Mircea Geoana und die Grenzpolizei sind - wie "Curentul" berichtet - der Ansicht, dass die Aufhebung der Visapflicht für jede Art von Pässen gültig ist. Die Ausfolgung der neuen Reisepässe würde noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.