DSTT - KRISE
Artikel aus "Banater Zeitung" 9. Jahrgang/Nr.410 - Mittwoch, 26. September 2001- von Laura Ahire
Leiter von Kulturinstitutionen werden geprüft
Heute sind im Kreisrat die Vorstellungsgespräche zur Besetzung von Leitungsposten
Temeswar - Ildiko Zamfirescu, Intendantin des Deutschen Staatstheaters Temeswar, mag ihren Augen nicht getraut haben, als sie vor etwa sechs Wochen aus der Zeitung erfahren hat, dass ihre Stelle auf Anordnung des Kreisrates zum Wettbewerb ausgeschrieben wurde. Ähnlich ging es wahrscheinlich Ciprian Cipu, dem Leiter des Kultur-und Kunstzentrums wie auch Viorel Popescu, dem Leiter des Dorfmuseums Temeswar,
Der Wettbewerb ist, laut Mitteilungen aus der Presse, für den 26. September 2001 vorgesehen, eine Vorauswahl sollte außerdem am 24. desselben Monats stattfinden. Eine Illegalität seitens des Kreisrats? Das ist nur eine der offenen Fragen, die der Kreisratvorsitzende Dan Ioan Sipos nicht klären konnte. Nach etlichen Versuchen, ihn zu erreichen, wurde uns vom Büro des Kreisratsvorsitzenden mitgeteilt, dass er nur auf Pressekonferenzen zu sprechen sei und sonst wäre er nicht verpflichtet, mit der Presse Kontakt aufzunehmen, denn man hätte "hier einen Kreis zu leiten". Eine andere offene Frage ist, warum diese drei Posten vom Kreisrat zum Wettbewerb ausgeschrieben wurden. Ioan Marin Almajan, Leiter des Kulturinspektorats, sagt, dass jeder sich einem solchen Test stellen muss ", und ein solcher Wettbewerb sei gerechtfertigt, es gehe nicht um einen Rausschmiß. Trotzdem erscheint dem Kulturinspektor Almajan der Fall der DSTT-Direktorin Ildiko Zamfirescu "etwas außergewöhnlicher", denn sie sei "diejenige, die das Deutsche Staatstheater zu dem gemacht habe, was es heute sei". Derselben Meinung Ist auch Ciprian Cipu, Leiter des Kultur und Kunstzentrums.
Ildiko Zamfirescu hat bezüglich des Grundes dieser, auf Umwegen angekündigten Prüfung, eine ganz andere Erklärung. Und zwar soll da eine 30-prozentige Reduzierung des Personals im Spiel sein, die Ioan Sipos von allen Kulturinstitutionen, die dem Kreisrat untergeordnet sind, verlangt hat und der sich die DSTT-Direktorin nicht fügen wollte. Zamfirescu betont, dass das deutsche Staatstheater zur Zeit schon unterbesetzt ist, denn von 88 im Stellenplan vorgesehenen Arbeitsplätzen sind nur 76 besetzt. Gründe dafür sind die geringen finanziellen Möglichkeiten des Theaters wie auch das Fehlen qualifizierten Personals. Eine weitere Reduzierung des Personals wurde laut Intendantin Ildiko Zamfirescu "die Todesurkunde des Theaters bedeuten''. Ildiko Zamfirescu bezeichnet die Tatsache, dass sie nicht offiziell vom Kreisrat über das Stattfinden des Wettbewerbes informiert wurde, als eine Illegalität und will sich deswegen dieser Prüfung gar nicht stellen.
Betrachtet man jedoch die Anforderungen, die laut Stellenausschreibung an einen Theaterintendanten gestellt werden, stellt sich die Frage, ob sie überhaupt jemand außer Ildiko Zamfirescu erfüllen kann. So sollten die Bewerber beispielsweise ein Studium im Theaterbereich absolviert haben, über langjährige Berufserfahrung verfügen, ausgezeichnete Deutschkenntnisse haben, eine weitere fremdsprache beherrschen und mindestens drei Jahre im Marketingbereich gearbeitet haben. Ildiko Zamfirescu hat daher vor einem Wettbewerb keine Angst. Sie wird sich, wie sie betont, zwar nicht dem Bewerbungsausscheid stellen, aber sie wird weiterhin ihren gewöhnlichen Aufgaben nachgehen. Immerhin gäbe es viel zu tun, stünden doch bis Jahresende noch fünf Premieren auf dem Programm. Außerdem sei ja ihre bisherige Arbeit, die sie geleistet hat, ja wohl Ihre "beste Visitenkarte".
Ciprian Cipu, Leiter des Kultur und Kunstzentrums. Und Viorel Popescu, Leiter des Dorfmuseums Temeswar vertreten ganz ähnliche Meinungen. Ciprian Cipu sagt, wenn sich jemand findet, der jünger aber auch kompetenter sei als er, habe er kein Problem damit, aus dem Amt zu scheiden. Viorel Popescu will sich ebenfalls dem Wettbewerb stellen, geht er doch davon aus, sehr gute Karten zu haben. Schließlich sei seine bisherige Arbeit Im Dorfmuseum Beweis genug für seine Kompetenz.
Laura Arhire
Artikel aus "Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien" 9. Jahrgang/Nr.2218 - Samstag, 29. September 2001- von Laura Ahire
Neue DSTT - Intendantin
Temeswar - Das Deutsche Staatstheater Temeswar hat eine neue Intendantin. Sie heisst Alexandra Gandi, ist von Beruf Regisseurin und wird Nachfolgerin von Schauspielerin Ildiko Zamfirescu - so die Mitteilung der Pressesprecherin des Temeswarer Kreisrates, Ada Marincu. Alexandra Gandi hatte sich als einzige Anwärterin für diesen Posten gemeldet, Ildiko Jarczek- Zamfirescu hatte auf eine Wettbewerbsbeteiligung verzichtet. Der Kreisrat hatte weitere zwei Posten in den ihm untergeordneten Institutionen zum Wettbewerb ausgeschrieben. Es geht dabei um Viorel Popescu, Leiter des Dorfmuseums Temeswar, der weiterhin im Amt bleibt. Popescu hatte sich als einziger zum Wettbewerb gestellt. Außerdem war noch der Posten von Ciprian Cipu, Leiter des Kunst- und Kulturzentrums, zum Wettbewerb ausgeschrieben. Cipu hat sich nicht zum Wettbewerb gestellt, bleibt aber weiterhin im Amt, da sich niemand für die Besetzung des Posten gemeltet hat. Die neue DSTT-Intendantin Alexandra Gandi stammt aus Arad und war in den in den letzten Monaten zusammen mit ihrem Gatten Marc Ossau - Gastschauspieler aus Deutschland - am deutschen Theater in Temeswar tätig.
Laura Arhire
Artikel aus "Banater Zeitung" 9. Jahrgang/Nr.414 - Mittwoch, 24. Oktober 2001- von Mandy Simon, Fotos: Karl Windberger, Zoltan Pazmany
Intendantenwechsel am Staatstheater Temeswar
Seit Anfang dieses Monats ist Alexandra Gandi neue Intendantin des Deutschen Staatstheaters in Temeswar / Timisoara. Die 33-jährige, gebürtige Araderin absolvierte 1993 ihr Studium an der Regieabteilung der Bukarester Theater - und Filmhochschule "Ion Luca Caragiale" und war seitdem an verschiedenen Bühnen des In- und Auslands verpflichtet worden.
Ihre Vorgängerin Ildiko Jarcsek-Zamfirescu leitete insgesamt 18 Jahre lang das Deutsche Staatstheater in Temeswar. Neben ihrer Arbeit als Intendantin war sie immer auch als Schauspielerin tätig. Auf ihre Initiative hin wurde 1992 der Fachbereich Schauspiel in deutscher Sprache an der Temeswarer West Universität gegründet. Mit beiden Frauen sprach unsere Mitarbeiterin Mandy Simon.
Wie kam es eigentlich zu Ihrer Kandidatur für den Intendantenposten?
Ja, der Kreisrat hatte ja die Stelle zum Wettbewerb ausgeschrieben und als ich erfahren habe, dass sich Frau Ildiko Zamfirescu nicht stellen würde, habe ich mich beworben. Wenn Frau Zamfirescu weiterhin als Direktorin hätte arbeiten wollen, hätte ich mich nicht gestellt.
Was sind jetzt Ihre ersten Pläne und Vorhaben als neue Intendantin?
Nun ja, ich hätte es ja auch schöner gefunden, wenn Frau Zamfirescu bis zum Ende der Spielzeit im Amt geblieben wäre, aber der Kreisrat wollte den sofortigen Wechsel, obwohl solch ein Vorgehen ungewöhnlich ist. So werde ich wohl auch bis zum Dezember all das so fortfahren, wie es bereits geplant war, denn sonst sind wir als Theater nicht glaubwürdig. Das heißt, wir werden den Spielplan bis Dezember nicht verändern, sondern höchstens ergänzen.
Und was planen Sie für das nächste Jahr?
Von Januar bis Juni möchte ich, dass wir nur Kömödien spielen, denn nach dem anspruchsvolln Repertoireprogramm "20. Jahrhundert", das viele Dramen enthielt, möchte ich, dass wir wieder Kontrapunkte setzen und mit leichten heiteren Stücken ein breiteres Publikum ansprechen. Ab Herbst soll es dann wieder ein Gleichgewicht zwischen Dramen und Komödien im Spielplan geben.
Abgesehen vom Repertoire, was haben Sie sich noch vorgenommen?
Ich möchte gern, dass wir neben den Aufführungen auch zusätzliche Veranstaltungen wie Diskussionsrunden oder ein Wiener Cafe anbieten, wo sich Journalisten, Schauspieler und Publikum treffen, um gemeinsam über Inszenierungen zu sprechen. Ich möchte auch gern, dass wir wieder häufiger auf Tournee gehen hier im Banat und auch enger mit dem deutschen Theater in Hermannstadt zusammenarbeiten. Und dass wir auch hier vor Ort engeren Kontakt zu Kindergärten, Schulen, Vereinen oder beispielsweise auch zum Altenheim im AMG-Haus knüpfen. Zudem bin ich unzufrieden mit dem Image, welches das DSTT hat. Daher soll die Öffentlichkeitsarbeit verbessert werden. Ich möchte auch gern jemanden einstellen, der sich allein um das Marketing des Theaters kümmert. Und ich wünsche mir, dass das Ensemble stärkeren Einfluß auf die Planungen nimmt. Und ich möchte, dass wir auch das Publikum wieder mehr nach seinen Wünschen fragen, denn ohne Publikum macht das Theater keinen Sinn.
Weshalb haben Sie sich nicht wieder für die Intendanz beworben?
Das hatte zwei Gründe. Zum einen war der Wettbewerb um diese Stelle juridisch insofern nicht in Ordnung, als dass ich als Person aber auch das Theater vom Kreisrat nicht offiziell darüber informiert wurden. Wir haben von diesem Wettbewerb aus der Zeitung erfahren und da ich ein solches Vorgehen nicht mittragen möchte, habe ich mich nicht gestellt. Zum anderen hatte ich ja bereits im Sommer angekündigt, dass ich ab dem nächsten Frühjahr nicht mehr als Intendantin arbeiten wollte.
Wie blicken Sie auf die Jahre als Intendantin zurück?
Ich blicke mit großer Genugtuung auf die vergangenen Jahre zurück. Als ich 1983 die Intendanz übernahm, waren 80 Prozent der Schauspieler unausgebildet. Ich habe mich dann um die Ausbildung der Schauspieler bemüht und habe um Finanzierungen gekämpft, Internationale Kontakte geknöpft usw. Insgesamt dreimal, nämlich 1984, 1987 und 1989 habe ich das Theater vorm Untergang gerettet. Doch dass das Theater heute so ein gutes Renommee besitzt, ist jedem Mitarbeiter zu verdanken vom Schauspieler bis zum Schuster, denn auch der beste Intendant kann ohne sein Ensemble nichts machen.
Woran erinnern Sie sich besonders gern?
Ich erinnere mich gern an die schweren Zeiten, als wir dachten es geht nicht mehr weiter und es darin trotzdem irgendwie immer weiterging. Und ich erinnere mich gern an unsere Auslandstourneen, die ja immer eine Bestätigung für unsere Arbeit waren.
Was wünschen Sie sich in Zukunft für das Theater?
Dass es gut weitergeführt wird, damit es weiterbesteht und dass die Leute, die seit 10, 20 oder 30 Jahren für das Theater arbeiten, für ihre Arbeit geschätzt und gebraucht werden. Und vor allem wünsehe ich mir, dass es ein deutsches Theater bleibt.
Und was wünschen Sie sich persönlich?
Ich wünsche mir, nicht nur für das Image des Theaters, sondern auch für mich persönlich, dass die Dinge, die zur Zeit durch die Presse geistern, geklärt werden. Ich habe nichts zu verbergen. Denn schließlich habe ich vom Kreisrat nie einen Verweis oder eine andere Strafe aufgrund finanzieller Misswirtschaft erhalten. Und ich möchte solange es geht, als Schauspielerin arbeiten können, denn ich war immer zuerst Schauspielerin und dann erst Direktorin.