Artikel aus:  "BANATER POST"ONLINE

 

Feiger Anschlag auf die Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft

Verdächtiges Pulver in einem anonymen Brief an den Bundesvorsitzenden / Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr / Geschäftsräume versiegelt / Kriminalpolizei hat Ermittlungen aufgenommen

 

Am Dienstag, dem 16. Oktober, spielten sich in der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft der Banater Schwaben in der Sendlinger Straße in München dramatische Szenen ab. Einsatzkräfte der Münchner Berufsfeuerwehr in ABC-Schutzanzügen mit Gasmasken durchsuchten die Tagespost, nachdem aus einem anonymen Brief "An den Vereinsvorsitzenden persönlich" ein undefiniertes Pulver gerieselt war. Angesichts der angespannten Situation in den USA aufgrund der dort aufgetretenen Milzbrandanschläge durch Briefe sowie der Tatsache, dass auch in der Geschäftsstelle reichlich Post aus den USA eingeht, ließ Bundesgeschäftsführer Horst Geyer sofort die Polizei verständigen. Die eingeleiteten Sicherheitsmaßnahmen von Polizei und Feuerwehr führten zu einer Schließung der Geschäftsstelle über sechs Tage. Der sichergestellte Brief wurde zur Prüfung des Inhalts in ein medizinisches Institut gebracht, die Räume wurden versiegelt, die Eingangstür wurde luftdicht verschlossen.

Zum Zeitpunkt des Zwischenfalls befanden sich sechs Angestellte der Landsmannschaft und zwei Besucher, darunter Waldemar Kühn von Radio Temeswar, in der Bundesgeschäftsstelle. Die Personalien aller Anwesenden wurden aufgenommen, die beiden Personen, die mit dem Brief in direkte Berührung kamen, wurden von der Polizei nach Hause gebracht und auf etwaige Veränderung der Haut und der Atemwege aufmerksam gemacht. In einem Rundbrief an die Mitglieder des Bundesvorstandes und die Vorsitzenden der Landesverbände informierte Bundesvorsitzender Jakob Laub die Führungskräfte der Landsmannschaft über die "von verantwortungslosen Menschen initiierte" heimtückische Tat. Er wies gleichzeitig darauf hin, dass eine "planmäßige Vorbereitung der Hauptversammlung nicht mehr möglich ist, da nicht abzusehen ist, wann in der Geschäftsstelle wieder gearbeitet werden kann". "Ich hoffe, dass die Sorge um unsere gefährdeten Mitarbeiter unbegründet bleibt und bitte Sie alle um Ihr Verständnis", heißt es in dem Brief abschließend. Nach sechs Tagen ergaben erste Ergebnisse der Untersuchung des Pulvers, dass es keine Milzbranderreger enthielt. Am Montag, dem 22. Oktober, wurden die Geschäftsräume gegen Mittag wieder freigegeben. Ein abschließendes Prüfungsergebnis steht noch aus. Die Ermittlungen nach dem oder den Tätern werden von der Kriminalpolizei der Landeshauptstadt München geführt. Sie dürften sich schwierig gestalten. Den Ermittlern liegt lediglich ein mit einer Schreibmaschine geschriebener Briefumschlag und ein Brief mit fünf Zeilen vor, der im Hinblick auf die anstehende Hauptversammlung der Landsmannschaft Drohungen an den Bundesvorstand und die Angestellten der Bundesgeschäftsstelle enthält. Die Schließung der Geschäftsstelle in München beeinträchtigte vor allem die Vorbereitungen für die Hauptversammlung und die Herausgabe dieser Ausgabe der Banater Post. Weil nicht alle Delegierten und Ersatzdelegierten fristgemäß eingeladen werden konnten, musste die Hauptversammlung verschoben werden, die Banater Post vom 5. November erscheint als Notausgabe mit einem reduzierten Umfang von 12 Seiten. Das sind die Fakten eines Vorgangs, der in der fünfzigjährigen Geschichte unserer Landsmannschaft beispiellos ist. Ein Trittbrettfahrer der Milzbrandanschläge in den USA nutzt die allgemeine Unsicherheit, um möglicherweise eine Rechnung mit der Landsmannschaft, mit dem Bundesvorstand, mit der Bundesgeschäftsstelle zu begleichen. Laut Polizeipsychologen könnte es sich hier um einen "klassischen" Trittbrettfahrer handeln, der sich aus "persönlichen Beweggründen" an dem Verband oder einzelnen Repräsentanten des Verbandes rächen will. Es spricht deshalb viel dafür, dass der Tritt in Richtung München aus den eigenen Reihen kam. Das überrascht vielleicht jene, deren Bild von den Banater Schwaben vor allem von der Außendarstellung der Gruppe geprägt war. Wer wollte, konnte das auch in der Vergangenheit schon des öfteren erfahren. Es ist jedoch nie darüber geschrieben worden, hätte es doch dem von uns gezeichneten und – geben wir es ruhig zu – auch liebgewordenen Bild von den Banater Schwaben so manche Schramme beigefügt. Es bleibt ein schaler Nachgeschmack und doch auch der Auftrag, dem positiven Beispiel der Leistungsträger in diesem Verband zu folgen. Weder die Repräsentanten, noch die Mitglieder dieser Landsmannschaft haben etwas anderes verdient.

 

Peter-Dietmar Leber